An der Feuertreppe des Caritas-Seniorenheims St. Willibald in Schwabach hängt weithin sichtbar ein großes Banner mit der Aufschrift "Frieden beginnt bei mir". Der Spruch klebt auch auf mehreren Spiegeln in den Toiletten und Umkleideräumen der Einrichtung. Im Foyer hängen zahlreiche von den Mitarbeitenden sowie Bewohnerinnen und Bewohnern gebastelte bunte Papier-Friedenstauben an der Decke. Einrichtungsleiterin Ursula Markus und ihr Team haben sich viele Aktivitäten ausgedacht, um die bundesweite Caritas-Jahreskampagne unter dem Motto "Frieden beginnt bei mir" lebendig werden zu lassen.
Herausragend ist eine Säule im Foyer, an der viele Blätter mit Friedenstauben angebracht sind. In die Tauben haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Bewohnerinnen und Bewohner das Wort Frieden in mehreren Sprachen geschrieben: zum Beispiel Tinchlik (usbekisch), Pace (italienisch), Irini (griechisch), Paqe (albanisch) und Fred (schwedisch). "Wir sind hier im Haus 25 Nationalitäten", informiert Ursula Markus. Auf die Säule haben die Mitarbeitenden auch mehrere Sprüche dafür geschrieben, was für sie Frieden ist: "Nicht mehr lügen! Auch nicht betrügen", "Seine innere Ruhe und Frieden in sich selbst suchen!", "Kein Konkurrenzdenken", "Keine Eifer-sucht gegen andere", "Die eigene schlechte Laune für sich behalten und nicht auf andere aus-breiten" und "Mehr verzeihen und vergeben!" finden sich dort unter anderen.
In den Betreuungsgruppen haben Mitarbeitende mit Bewohnerinnen und Bewohnern das Thema Frieden besprochen. "Frieden ist in aller Munde, aber was dabei herauskommt, ist nicht immer Frieden. Für mich geht er in der Familie los, indem man sich dort verträgt und nicht streitet", meint der 83-jährige Lothar Hrach. Für die 100-jährige Elisabeth Stapelfeld ist Frieden "ein Zu-stand, den sich jeder wünscht, aber nicht immer erreicht. Doch wenn man ihn erreicht, ist es ein Wohlgefühl", erklärt sie. Für Dorothea Dengler (88) ist Frieden dann gegeben, "wenn man zufrieden ist und ohne Gefahren leben kann. Gott sei Dank geht es uns diesbezüglich gut."
Jeder und jedem Mitarbeitenden hat Ursula Markus einen Taschenspiegel mit der Aufschrift "Frieden beginnt bei mir" geschenkt, um über sich selbst und den Frieden reflektieren zu können, außerdem Gummibärchen mit der Aufschrift "Caritas verleiht Flügel". "Wenn jeder Mensch das Motto ‚Frieden beginnt bei mir" beherzigen würde, gäbe es auf der Welt mehr Frieden", begründet die Seniorenheimleiterin, warum sie sich für die Caritas-Jahreskampagne stark einsetzt. "Denn das ‚Du anderer sollst anfangen‘ bringt uns nicht weiter." Wenn nur zehn Prozent der Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben, wäre sie zufrieden, so Markus. Sie glaubt, dieses Ziel bereits erreicht zu haben, weil sie mitbekommen habe, dass sich Kolleginnen und Kollegen dazu ausgetauscht hätten.
Für Betreuungskraft Ingrid Fischer ist es zum Beispiel Frieden, wenn sie dazu beitragen kann, Konflikte unter den Bewohnerinnen und Bewohnern zu schlichten, sie sich Zeit zum Zuhören der Anliegen der alten Menschen nimmt und mit ihren Betreuungsangeboten wie zum Beispiel Sin-gen für Wohlbefinden aller sorgen kann.
Ursula Markus sieht ihre Aufgabe in der Einrichtung auch als Friedensvermittlerin, um verhärtete Fronten aufzuweichen und Mauern abzubauen. Fragt man sie, was sie sich selbst für den Frieden wünscht, äußert sie freilich nicht nur den Wunsch nach Frieden im Kleinen, sondern auch dafür, "dass Gewalt und Krieg keine Chance mehr haben". Schließlich gebe es mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine wieder Krieg in Europa, "sodass uns dieses Phänomen wieder nahe-gekommen ist".