"Die Schwestern haben hier viel Unsichtbares investiert. Gott möge diesen Dienst reichlich segnen." Mit diesen Worten hat der Hausgeistliche des Caritas-Seniorenheimes St. Franziskus in Berching, Pfarrer i.R. Pius Schmidt, gestern in seiner Predigt seinen Eindruck auf den Punkt gebracht. Knapp 50 geladene Gäste, zehn Geistliche sowie mehrere Mitarbeitende sowie Bewohnerinnen und Bewohner verabschiedeten bei einem Gottesdienst und Festakt offiziell die Niederbronner Schwestern aus der Einrichtung. Die letzten vier Schwestern Brunhilde, Christine, Martinjana und Beatrix waren vor kurzem aus dem Seniorenheim abgezogen worden. Überalterung und Nachwuchsmangel sind die Probleme, die auch diese Gemeinschaft so wie viele andere Ordensgemeinschaften betreffen.
Ein besonderes Charisma
Laut Schmidt herrschen zwei Gefühle vor: zum einen Trauer, dass eine über 50-jährige Ära zu Ende geht. Diese gebe es nicht nur in dem Seniorenheim, sondern in der ganzen Stadt. Zum an-deren sei da das Gefühl "voller Dankbarkeit, dass wir sie so lange hatten". Die Ordensfrauen hätten ein besonderes Charisma des gottgeweihten Lebens in die Einrichtung getragen, indem sie die evangelischen Räte treu gelebt hätten: Mit dem Gelübde der Armut hätten sie Zeugnis gegeben für den "Reichtum Gottes, der alles übertrifft". Durch ihren Gehorsam hätten sie deutlich gemacht, "dass es etwas Höheres gibt als das eigene Ich, den Willen Gottes". Und durch die Ehelosigkeit hätten sie aufgezeigt, "dass sie von einer größeren Liebe fasziniert sind, von der Liebe Gottes". Grundsätzlich seien sie fromm, tüchtig und in der Nächstenliebe den Menschen stets nahe gewesen, so Schmidt in seiner Predigt.
Berchings Stadtpfarrer Francesco Benini sagte beim Festakt: "Die Schwestern gehörten hier zum Stadtbild dazu. Es war ganz normal, sie hier zu sehen. Da sind Gottgeweihte da, die kräftig beten und singen." Die Schwestern hätten das Haus und die Stadt durch viele Taten und insbesondere durch ihr Gebet geprägt. "Hier im Heim konnte man gut sterben, weil man gut begleitet war durch das Gebet." Er vertraue darauf, so Benini, "dass wir weiter verbunden bleiben in Christus".
Der stellvertretende Caritasdirektor, Andreas Steppberger, fasste in seiner Dankesrede die Ge-schichte der Schwestern im Seniorenheim Berching kurz zusammen: "Über 50 Jahre wirkten 90 Niederbronner Schwestern im Haus St. Franziskus. Bis Ostern 2019 waren es durchgängig 16, bis zwölf ins Mutterhaus zurückkehrten und dann noch vier Schwestern bis hier zuletzt ihren Dienst taten. Von 1972 bis 2001 waren vier Heimleiterinnen, zwei Stationsleiterinnen, eine Wäschereileiterin und eine Küchenleiterin in der Verantwortung." Bis zum Schluss sei die Arbeit der Schwestern hilfreich und vielseitig gewesen: "von der Essenseingabe über Sterbebegleitung, Hol- und Bringdienst bis zum Sakristeidienst und zur Kapellenpflege - um nur einige Tätigkeiten zu nennen", so Steppberger. "Mit Ihrem Weggang gehen zweifellos ein Stück Menschlichkeit und Kirchlichkeit in unserem Caritas-Seniorenheim verloren", so der stellvertretende Caritasdirektor, aber "Sie, liebe Schwestern, haben sich Ihren Ruhestand wirklich verdient".
Auch der dritte Bürgermeister Berchings, Stephan Zeller, dankte den Niederbronner Schwestern für "Ihre wertvollen Dienste, die Sie sehr lange beigetragen haben" und wünschte ihnen ein "gott-geweihtes langes Leben". Einrichtungsleiter Gerhard Binder sagte, die Schwestern vom Göttlichen Erlöser - wie die Niederbronner Schwestern offiziell heißen - hätten "aus der Quelle des Erlösers" ihre Kraft getankt. Auch er betonte, sie hätten durch ihr Gebet den Mitarbeitenden im Haus "die Kraft gegeben, die wir alle täglich brauchen".
Vielfältiges Engagement
Binder ließ in einer Fotopräsentation die Geschichte der Schwestern im Haus Revue passieren und erzählte in diesem Zusammenhang mehrere Lebensgeschichten und Anekdoten. Auch in dieser Präsentation wurde deutlich, wie vielfältig sich die Schwestern in der Einrichtung eingebracht hatten: von der Betreuung über die Beteiligung an Faschingsfeiern bis zur Pflege des Gartens. Binder versicherte, dass das Seniorenheim auch weiterhin eine gute Seelsorge leisten möchte. Dafür hätten der Hausgeistliche, Haupt- und Ehrenamtliche ein Team gebildet.
Die Provinzoberin der Niederbronner Schwestern, Schwester Barbara Geißinger, sagte, auch die Schwestern schauten mit Dankbarkeit auf die vergangene Zeit zurück, insbesondere die Dienst-gemeinschaft, die sie im Seniorenheim erlebt hätten. Sie dankte den Mitarbeitenden "für Ihr Da-sein für die Schwestern". Diesen wünschte sie Gottvertrauen für die Zukunft, "und dass Ihr Haus so blüht wie Ihr Garten".