Eine ältere Frau grüßt die beiden Senegalesen freundlich im Gang des Caritas-Seniorenheimes St. Franziskus in Berching. Sie gehören ganz selbstverständlich dazu in diesem Haus: der 33-jährige Joseph Tine und sein fast zwei Meter großer Freund Abdoul Diallo (25). Beide haben in der Einrichtung einen Bundesfreiwilligendienst absolviert und machen jetzt die dreijährige generalistische Ausbildung zum Pflegefachmann. Joseph Tine wird diese bereits im kommenden Jahr abschließen, Abdoul Diallo im Jahr 2026. Beide wollen anschließend in St. Franziskus als Pflegefachkraft weiterarbeiten.
Oberpfälzer Akzent angeeignet
Joseph Tine wurde durch seine Cousine angeregt, nach Berching zu kommen. Die hatte dort auch einen Bundesfreiwilligendienst gemacht. Ihr gefiel es in dem Caritas-Seniorenheim sehr gut, wenngleich sie später in die Heilerziehungspflege wechselte. Joseph Tine war von den Erzählungen seiner Verwandten sehr angetan. Er hatte im Senegal Germanistik studiert und gab dort Sprachkurse in Deutsch. Er wollte aber im Gesundheitsbereich arbeiten, "um direkt etwas Gutes für Menschen zu tun". Im Senegal sah er allerdings dafür keine Perspektive. So ging es auch seinem Freund Abdoul Diallo. Der absolvierte noch vor seiner Reise nach Deutschland einen B2-Deutschkurs im Senegal. Inzwischen spricht auch er sehr gut Deutsch, hat sich sogar einen oberpfälzischen Akzent angeeignet.
In ihrer generalistischen Ausbildung sind beide auch teilweise in der Krankenpflege im Klinikum Neumarkt und in der ambulanten Pflege bei der Caritas-Sozialstation Neumarkt tätig. Beide streben aber an, in die Altenpflege zu gehen. "Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meiner Oma gehabt, die eine wichtige Person für mich war. Daher möchte ich auch hier für alte Menschen da sein", erklärt Abdoul Diallo. Beide Senegalesen haben sich gut im Seniorenheim Berching aufgenommen gefühlt. "Die Bewohnerinnen und Bewohner waren am Anfang sehr neugierig und wollten viel von uns wissen: Wie ist das Leben bei euch? Wie ist das Klima, wie sind die Großfamilien?‘", erzählt Joseph Tine. "Und wir haben hier nette Kolleginnen und Kollegen vorgefunden." Inzwischen ist es für Joseph Tine selbstverständlich, den Blutzucker und Blutdruck zu messen, Insulinspritzen zu geben, Tabletten zu verabreichen und mit Ärzten, Apotheken und Physiotherapeuten zu kommunizieren. Er schätzt die Vielfalt der Arbeit in der Pflege. Abdoul Diallo motiviert vor allem immer wieder "das Gefühl zu wissen, dass ich da bin für die Bewohnerinnen und Bewohner".
Die beiden Afrikaner wohnen zusammen in einer Wohnung in Berching. Joseph Tine ist praktizierender Katholik. Bevor er nach Berching kam, hatte er etwas Angst, in Deutschland seinen Glauben verlieren zu können. In seiner Heimat hatte er einen Film im Fernsehen gesehen, in dem berichtet wurde, dass in Europa der katholische Glaube schwinde. Daher ist er jetzt durchaus froh, in einem katholischen Haus zu arbeiten. Außerdem engagiert er sich in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Berching in vielfältiger Weise: als Mesner und Lektor und sogar im Pfarrgemeinderat. Sein Freund Abdoul Diallo ist überzeugter Moslem und war schon öfters in einer Moschee in Nürnberg. Dass er nun in einer katholischen Einrichtung tätig ist, ist für ihn kein Problem. Der Senegal sei ein Vorbild für interreligiösen Dialog zwischen Muslimen und Katholiken, betonen die beiden Freunde. "Eine gute Beziehung zwischen den Religionen ist auch mir wichtig", erklärt Abdoul Diallo.
Initiative gegen Fachkräftemangel
Beide sind auch deshalb froh, in einem Caritas-Seniorenheim zu arbeiten, "weil wir hier eine gute Bezahlung haben", so Joseph Tine. Natürlich haben sie immer wieder einmal Heimweh und Sehnsucht nach den Eigenheiten ihres Heimatlandes. "Bei uns ist es wärmer und das Essen ist schärfer", erklärt Abdoul Diallo. Doch sie fühlen sich in Berching wohl. Abdoul Diallo dankt vor allem Einrichtungsleiter Gerhard Binder, "dass er uns gut geholfen hat, uns hier zurechtzufinden". Der wiederum wünscht beiden, "dass sie sich in ihrem Berufsfeld gut weiterentwickeln" und fühlt sich durch die positiven Erfahrungen mit beiden motiviert, weiterhin Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Pflege im Ausland zu suchen. Denn für Binder ist klar: "Das hilft uns gegen den Fachkräftemangel." Heute arbeiten dem Einrichtungsleiter zufolge in dem Haus Menschen aus insgesamt 13 Nationen.