Jung und Alt unter einem Dach
Im Caritas-Seniorenheim Gaimersheim verbringen Jung und Alt viel Zeit miteinander.Foto: Peter Esser
Unter dem Motto "Tag der offenen Generationen-Tür" hat das Caritas-Seniorenheim St. Elisabeth in Gaimersheim bei der ersten Bayerischen Demenzwoche sein Projekt "Jung und Alt unter einem Dach" in den Mittelpunkt gestellt. Deutlich machen wollte Leiterin Irene Stiegler Interessenten: "Das ist keine Show bezüglich der Demenzwoche, sondern laufendes alltägliches Geschehen!" Rund 25 Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung, einige mit Demenz, und sechs sieben Monate bis drei Jahre alte Kinder der im selben Haus betreuten Gruppe "Zwergenbande" des Vereins Kinderwelt frühstückten, spielten, tanzten und sangen an drei Tagen miteinander - so, wie sie es normalerweise auch einmal pro Woche seit fünf Jahren gemeinsam tun.
"Es war uns wichtig aufzuzeigen, dass ein Seniorenheim durchaus eine positive und freundliche Einrichtung ist und nicht wie so oft mit negativen Schlagzeilen in Verbindung gebracht wird", erklärt Irene Stiegler ihr Anliegen bei der Bayerischen Demenzwoche. Rund ein Dutzend Besucherinnen und Besucher waren nach ihrer Beobachtung an den drei Tagen der offenen Tür in der Einrichtung. "Vier haben Anmeldungen zur Heimaufnahme abgegeben", freute sie sich am heutigen Abschlusstag über eine positive Resonanz. Viele hätten sich neben dem Hauskonzept auch dafür interessiert, warum Kinder in der Einrichtung sind und wie diese das Leben der alten Menschen bereichern.
Von der 85-jährigen Hildegard Gehrig konnten Besucher zum Generationenprojekt zum Beispiel hören: "Ich finde das allein sehr schön, den Kindern zuzuschauen. Wenn ich an meine Jugend denke, glaube ich nicht, dass die so lebhaft war." Auch Dieter Schöneck merkt seiner 97-jährigen demenzkranken Mutter in dem Seniorenheim an, "dass sie aufblüht und in der Vergangenheit schwelgt, wenn sie die Kinder sieht". Die Leiterin der Zwergenbande, Marille Weidenhiller, hält es sowohl für wichtig, "dass die Kleinkinder den Senioren ein Lächeln auf die Lippen zaubern", als auch, dass die Mädchen und Buben dadurch "sozialen Kontakt zur älteren Generation bekommen". Für Kathrin Hamann, Mutter des zehn Monate alten Carl, war das Projekt "Jung und Alt unter einem Dach" sogar entscheidend für die Auswahl der Einrichtung für ihren Sohn. "Beide Omas und Opas von ihm leben weit weg. Da ist es schön, dass er hier mit älteren Menschen zu tun hat." Carl genießt es zum Beispiel, seine ersten Gehversuche unter anderem mit dem Rollator von Hildegard Gehrig zu unternehmen.
Beim Frühstück kommt es immer wieder zu vielen direkten Kontakten zwischen Jung und Alt. Während Hildegard Gehrig einem kleinen Mädchen ein Bonbon aufmacht und gibt, streichelt die 82-jährige Maria Drexl einem anderen behutsam über die Wange. Dann spielen die Kinder für die Seniorinnen und Senioren die Vogelhochzeit. Alle Generationen singen mit, während die zweijährige Anna als Vogelbraut und die ebenso alte Leni als Bräutigam vor ihnen im Kreis tanzen. Sie freuen sich anschließend über den Applaus der alten Menschen. Beim Lied "Die kleine Schaffnerin" machen auch viele von ihnen einfache Armbewegungen mit - zur Freude der Kinder, die von den Erzieherinnen darauf aufmerksam gemacht werden: "Schau, die Oma macht das auch."
Gekommen ist es zu dem Generationen-Projekt Irene Stiegler zufolge mehr oder weniger von selbst: "Der gemeinsame Garten hier wurde schon immer von den Kindern und Senioren genutzt. So kam es zu zufälligen Begegnungen und daraus hat sich das Projekt entwickelt. Das Seniorenheim suchte dann näheren Kontakt zur "Zwergenbande": vor allem mit dem Ziel, Einsamkeit im Alter zu minimieren. Inzwischen kommen die Kinder nicht nur in den Versammlungssaal des Seniorenheimes, sondern gehen auch zu den stärker von Demenz betroffenen alten Menschen in die Wohnbereiche. "Es geht darum, Kinderlachen zu erleben, Wärme zu erfahren und Erinnerungen zu wecken", bringt die Einrichtungsleiterin das Anliegen auf den Punkt. Dafür, wie es umgesetzt wird, gibt es nur geringe Vorgaben, "denn die Natürlichkeit im Umgang miteinander soll erhalten bleiben".