„Das liegt dir“
Foto: Willi Rudolph/Caritas
"Früher wurde ich als Schülerin nie angerufen. Jetzt schellt ständig mein Diensthandy. Es hört nicht mehr auf." Das erzählt Katharina Reitenspies von ihrem Berufsalltag in der Corona-Krise. Sie ist Auszubildende im Caritas-Seniorenheim St. Albertus Magnus in Stein bei Nürnberg. Wie ihre Kolleginnen bekommt sie das Bedürfnis der Angehörigen nach Kontakt zu ihren Senioren zu spüren. Irgendjemand hat ihre Handynummer erfahren und dann weitergegeben.
Anfangs, erzählt Katharina Reitenspies, sei die Arbeit normal weitergegangen, nur dass das Seniorenheim für Besuche geschlossen war. Erst allmählich sei die veränderte Situation bei Bewohnern und Pflegekräften "durchgesickert". Dann habe das Personal aber vieles unternommen, die alten Menschen zu beschäftigen und zu unterhalten. Eine Pflegehelferin, die eigentlich frei hatte, sei freiwillig ins Haus gekommen, habe Laufübungen mit den Senioren gemacht. Die Balkone wurden genutzt, damit die Bewohner mit ihren Familien sprechen. Inzwischen können sie zumindest eingeschränkt wieder Besuch empfangen.
Trotz Krise ein lohnender Beruf
Katharina Reitenspies hat in der Pflege ihre Berufung gefunden. Sie ist bereits 27 Jahre alt. Sie hat zunächst Anglistik und Koreanistik studiert und beherrscht zwei Fremdsprachen. Sie war ein Jahr im Ausland und hat drei Jahre in der Tourismusbranche gearbeitet. Doch dann wollte sie lieber einen sozialen Beruf ausüben. Bereits als Gymnasiastin habe sie bei der Pflege ihrer Tante mitgeholfen, die von einem ambulanten Dienst zu Hause versorgt wurde. "Ich war immer dabei, habe alles gesehen". Als sie sich beruflich umorientierte, habe ihr Vater gesagt: "Das liegt dir."
Den Neuanfang hat sie nicht bereut. "Viele fragen mich: Warum tust du dir das an?" Sie bewerteten ihren Berufswechsel als gesellschaftlichen Abstieg. "Für mich habe ich das nie so gesehen", bekennt die angehende Pflegerin. "Weil der Beruf mir gefällt. Für mich ist die Pflege gut."
Auch mit den Verdienstmöglichkeiten ist Katharina Reitenspies zufrieden. Als Studentin sei sie mit wenig Einkommen zurechtgekommen. Das Ausbildungsgehalt bedeute keine Einbuße für sie. "Und wenn ich fertig bin, verdiene ich mehr, als ich im Büro erhalten habe." Vor allem aber lobt sie die Ausbildung. Den theoretischen Teil absolviert sie an der Berufsfachschule für Pflege des Caritasverbandes Nürnberg. Und über das Caritas-Seniorenheim in Stein sagt sie: "Ich habe eine sehr gute Praxisanleitung. Meine Ausbilderin hat viel Zeit für mich."