Elisabeth von Thüringen
Auf dem Weg zur Kirche begegnet Elisabeth einer alten Frau, die sie in der Vergangenheit auf ihrem Krankenlager betreute, mit Essen versorgte und ihr Medizin zusteckte. Man nimmt an, dass die wieder zu Kräften Gekommene ihre Wohltäterin freundlich grüßt und sich ihr gegenüber als dankbar erweist. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Alte rempelt Elisabeth in der engen Gasse, durch die stinkendes Abwasser fließt, an und stößt sie absichtlich in die Kloake. Elisabeth stolpert, fällt hinein und ist von Kopf bis Fuß voll Dreck. Doch sie reagiert nicht wütend oder drohend, sondern rappelt sich auf, geht zum Brunnen und wäscht ihre Kleider. Trotz dieser bodenlosen Gemeinheit bewahrt Elisabeth die Fassung und ihr heiteres Gemüt.
Vom feudalen Herrschersitz in die Armut der Menschen
Elisabeth muss die Wartburg nach dem Tod ihres Gemahls, der schützend seine Hand über sie gehalten hat, verlassen. Sie schert sich nicht um höfische Sitten, sondern kümmert sich lieber um die Armen. Zunächst sucht sie Zuflucht unten im Ort. Vom feudalen Herrschersitz war sie täglich hinabgestiegen, um vom Überfluss des Adels Almosen an die Not leidende Bevölkerung zu verteilen. Elisabeth kannte keine Standesdünkel, sondern widmete sich - angesteckt vom Armutsideal des Heiligen Franziskus - den Kranken, Hungernden und Benachteiligten. Und tat unendlich viel Gutes für die Menschen. Doch jetzt weisen ihr die Bürger die Tür!
Obwohl man Elisabeth demütigt und anfeindet, bleibt sie fröhlich und gelassen. Und ihre Kraft, für die Schwächsten da zu sein, scheint ungebrochen. Elisabeth geht die herzliche Ausstrahlung nicht verloren.
Die eigene Aufgabe selbstbewusst erfüllen
"Undank ist der Welten Lohn", ein Sprichwort, das uns gelegentlich über die Lippen kommt. Da setze ich mich stark für eine Sache ein, wende viel Zeit dafür auf und erfahre keine positive Rückmeldung. Wo bleibt die Dankbarkeit? Gerade als Mitarbeiter in einer Einrichtung der Caritas bringt man großen Idealismus mit, setzt viel Engagement voraus, übt den Beruf aus echter Überzeugung aus und erwartet Anerkennung und lobende Worte. Meistens mangelt es jedoch an Wertschätzung. Alles wird als selbstverständlich angesehen oder sogar kritisiert. Der Arbeitsdruck und die Erwartung werden noch höher geschraubt. Da soll man nicht frustriert sein!
Die Menschen froh machen
Eines der wenigen von Elisabeth überlieferten Worte lautet: "Wir müssen die Menschen froh machen!" Mit dieser Einstellung geht sie auf die Menschen zu, mit einer inneren Freude, die aus dem Herzen kommt. Elisabeths gewinnender Art und Weise sollte ich nacheifern und gute Miene machen, auch wenn es manchmal schwerfällt. Mit Freundlichkeit erreiche ich mehr!
Dieser Wahlspruch Elisabeths empfiehlt uns heute: "Suche jene Fröhlichkeit, deren Wurzel in einem gläubigen Herzen liegt, und pflege jenen Humor, der streichelt und nicht spottet."
Ich wünsche Ihnen das Selbstbewusstsein der Heiligen Elisabeth, den Glauben, Gutes für die Menschen zu bewirken. Ich wünsche Ihnen Elisabeths Robustheit im beruflichen Alltag und ihre innere Freude in der Verwirklichung der Nächstenliebe.